GF Monika Ilg im Interview

Wenn alles gut laufen würde, bräuchte man die Digitalisierung nicht.

 

Im Interview mit dem Bau & Immobilienreport spricht Monika Ilg über ihre Ziele als neue Geschäfsführerin, die ersten Fortschritte beim Elementkatalog und wie sie Kunden bei der Digitalisierung ihrer Prozesse unterstützen will.

Portrait DI Monika Ilg
© ib-data GmbH

Report: Sie sind seit vielen Jahren bei ib data. Mit Jahresbeginn haben Sie die Geschäftsführung von Robert Staufer-Wierl übernommen. Was sind Ihre konkreten Pläne und Ziele für das Unternehmen?

Ilg: Wir sind ein wichtiger Player bei der Digitalisierung der Bauwirtschaft. Unsere Kernkompetenz liegt darin, aus der Planung, egal ob 2D oder 3D, ein konkretes Bauvorhaben zu machen. Wir übersetzen die Sprache der Planung in die Ausführung. Durch Building Information Modeling hat das Thema noch einmal einen starken Anschub bekommen. Mein Ziel ist es, den Servicegedanken noch stärker zu verankern. Wir dürfen die Kunden in diesem Prozess nicht alleine lassen. Es reicht nicht, ein Softwaretool zur Verfügung zu stellen. Es geht um Prozesse, die neu sind und begleitet werden müssen. Darauf möchte ich unseren Fokus legen.

Report: Sind diese Prozesse immer noch neu für die Unternehmen?

Ilg: Ich denke schon. Die Möglichkeit, Prozesse von der Ausschreibung über die Angebotslegung bis zur Abrechnung zu digitalisieren, gibt es seit den 80er-Jahren. Dennoch ist das für viele Unternehmen immer noch ein eigener, separater Arbeitsschritt, der nicht in andere Arbeitsschritte integriert ist. Die Möglichkeit, Informationen aus dem CAD-Modell direkt zu übernehmen und für die Ausschreibung zu verwenden, wird noch viel zu wenig genutzt. Das ist in die Unternehmensprozesse noch kaum integriert. Auch die Abrechnung erfolgt noch oft auf herkömmlichem Weg.

» Wir dürfen die Kunden im Digitalisierungsprozess nicht alleine lassen. Es geht um Prozesse, die neu sind und begleitet werden müssen «, sagt Monika Ilg.

Report: Wie wollen Sie die Unternehmen dazu bringen, den Schritt in Richtung Digitalisierung zu setzen?

Ilg: Es ist ganz einfach ein Gebot der Notwendigkeit. Um im Wettbewerb zu bestehen, um Einsparungen zu erzielen und Fehler zu vermeiden, müssen Geschäftsprozesse digitalisiert werden. Dabei wollen wir erster Ansprechpartner unserer Kunden sein.

Report: Inwieweit helfen Sie den Kunden auch, ihre Prozesse zu evaluieren und zu verbessern? Denn wenn ich einen schlechten Prozess digitalisiere, dann habe ich zwar einen digitalisierten Prozess, aber ebenauch immer noch einen schlechten.

Ilg: Das ist richtig. Wir nehmen auch eine Vorreiterrolle in der.Standardisierung von Prozessen ein. Ich denke etwa an die ÖNORM A 2063. Damit wurden schon mal die Daten standardisiert. In diesem Arbeitskreis bin ich
die Vorsitzende. ABK unterstützt diese Schnittstelle. Mit Individualanpassungen integrieren wir unsere Softwarelösungen in den Geschäftsprozess unserer Kunden, um diesen zu optimieren.

Report: Sehen die Unternehmen, die diese Schritte noch nicht gesetzt haben, überhaupt eine entsprechende Notwendigkeit?

Ilg: Langfristig schon, da herrscht Einigkeit. Aber es sind auch viele der Meinung, dass man noch etwas zuwarten kann. Den Unternehmen muss aber bewusst sein, dass die Implementierung digitaler Lösungen
nicht von heute auf morgen geht. Prozesse müssen ja auch geändert werden, damit sie besser werden.

Report: Aktuell sind die Unternehmen mit dem Tagesgeschäft völlig ausgelastet. Ist es da noch schwieriger, diese Schritte zu setzen, wenn eh alles super gut läuft?

Ilg: Wenn alles super gut laufen würde, dann würde man die Umstellung nicht brauchen. Das ist richtig. Aber bei manchen Unternehmen ist der Geschäftserfolg nicht ausreichend. Der Digitalisierungsbedarf zeigt sich bei internen Abläufen. Hinzu kommt der Druck von außen, dass der Auftraggeber für sein Bauvorhaben die Daten in einem bestimmten Format, verlangt, um diese auch weiterverwenden zu können.

Report: Der Personalmangel ist aktuell enorm. Verfügen die Unternehmen überhaupt über die Manpower, um diese Schritte zu setzen?

Ilg: Erfahrene Mitarbeiter für BIM zu finden ist nicht einfach. Im Gegensatz dazu, gibt es im AVA-Bereich ja schon Leute im Unternehmen. Man kann auf Mitarbeiter und bestehende Prozesse aufbauen. Das ist ein großer Vorteil bei der Integration von BIM in AVA-Prozesse.

Report: Welche Produkte und Services werden aktuell am stärksten nachgefragt?

Ilg: Neukunden interessieren sich nach wie vor für Leistungsverzeichnisse und Angebote mit standardisierten Leistungsbeschreibungen. Die Themen Bauabrechnung und Kostenmanagement bekommen zunehmend mehr Gewicht. Seit rund einem Jahr gibt es eine verstärkte Nachfrage zum Thema Ökologisierung von Bauvorhaben. Hier geht es um Lösungen, die Ökologie in Ausschreibungen zu verankern und bei der Angebotsprüfung zu bewerten.

Report: Bei meinem letzten Interview mit Ihrem Vorgänger haben wir viel über das Thema Elementkatalog gesprochen. Wie ist der aktuelle Stand?

Ilg: Es gibt ein Pilotprojekt, bei dem im Auftrag der Forschungsgesellschaft Straße - Schiene - Verkehr ein Elementkatalog mit den Positionen der standardisierten Leistungsbeschreibung erstellt wird. Da sind
Experten aus allen Bereichen mit an Bord, nicht nur die EDV. Daraus ziehen wir wertvolle Erkenntnisse. Ziel ist es, dass mit der nächsten LB auch ein Standardelementkatalog veröffentlicht wird. Im Bereich Hochbau und Haustechnik wird zwar der Bedarf gesehen. Die Erstellung eines Elementkatalogs ist jedoch mit hohem Aufwand verbunden. Deshalb hat sich noch kein Herausgeber gefunden.

Report: Wenn wir uns in einem Jahr wiedersehen und 2022 Revue passieren lassen. Was muss passiert sein, damit Sie von einem erfolgreichen ersten Jahr als Geschäftsführerin sprechen?

Ilg: Intern würde ich dann von einem erfolgreichen Jahr sprechen, wenn wir die Ziele, die wir uns gesetzt haben, erreicht haben. Da geht es natürlich um einen wirtschaftlichen Erfolg, aber auch darum, interne Projekte gemeinsam bestmöglich abzuschließen. Extern wollen wir unsere Kunden intensiver betreuen, verstärkt das Gespräch mit unseren Anwendern suchen und das Feedback in unserer Softwareentwicklung berücksichtigen.

Quelle: Interview mit GF Dipl.-Ing. Monika Ilg: Wenn alles gut laufen würde, bräuchte man die Digitalisierung nicht, in: Bau- und Immobilienreport (2022), Ausgabe 02, S.52-53.

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