Im Jänner 2019 veröffentlichte das Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (BMDW) als Herausgeber die neuen Standardisierten Leistungsbeschreibungen Hochbau und Haustechnik. Das nahmen wir als Anlass, in unserem März-Newsletter um Feedback zur Anwendung Standardisierten Leistungsbeschreibung zu bitten, um deren Nutzung zu evaluieren. 70 Personen haben sich an der Umfrage beteiligt (vielen Dank!) und Ihre Meinung abgegeben.
Parallel dazu möchten wir auch auf die Kernaussagen des Workshops „Zieldefinition - Standardisierte Leistungsbeschreibung“ eingehen, zu dem der Herausgeber am 15. Mai 2019 eingeladen hat. Rund 50 Teilnehmer von Auftraggeber- und Auftragnehmerseite, Interessenvertretungen sowie aus Forschung und Lehre diskutierten zu diesem Thema.
Einleitende Worte zu Beginn
Seit 1978 werden in Arbeitsgruppen standardisierte Leistungsbeschreibungen (StLB) erarbeitet und laufend inhaltlich an den Stand der Technik angepasst. Mittlerweile sind im Hochbau die Version 21 und in der Haustechnik die Version 12 fertiggestellt.
StLB bieten neben der großen Arbeitserleichterung auch fachliche Sicherheit bei der Beschreibung von Bauleistungen und sind wichtige Bindeglieder im Bauvertrag. Sie beschreiben Leistungen eindeutig und vollständig, so dass eine Übernahme der Positionen in ein LV und die Vergleichbarkeit der Angebote gewährleistet ist.
Die StLB Hochbau und StLB Haustechnik erfreuen sich großer Akzeptanz! Die Workshop-Teilnehmer dankten dem Bundesministerium explizit für die Abwicklung und kostenlose Zurverfügungstellung der Daten. Diese Serviceleistung wird von allen Seiten sehr geschätzt!
Anwendung und Bedeutung der Standardisierten Leistungsbeschreibung
Im Rahmen der Umfrage wurden ausschließlich die StLB Hochbau und StLB Haustechnik untersucht. Es sollte evaluiert werden, welchen Stellenwert diese für die österreichische Bauwirtschaft haben, in welcher Art und in welchem Umfang die Anwendung stattfindet und wie sich der grundsätzliche Nutzen in der Bauwirtschaft darstellt. Im Workshop wurde darüber hinaus über die Rolle der StLB in Verbindung mit Building Information Modeling (BIM) gesprochen.
Kurzfassung der Ergebnisse
Die StLB finden eine breite Anwendung in der gesamten Baubranche und werden sowohl als Vorteil für Ausschreiber als auch für Bieter gesehen. Der Großteil der Befragten ist mit dem Erscheinungszeitraum (alle 2-3 Jahre) sowie mit der Anwendung der StLB (sehr) zufrieden. Die StLB soll auch zukünftig auf (konstruktiver) Basis aufgebaut sein und in der Struktur ident bleiben.
Die beiden wichtigsten Gründe für die Einsatz von frei formulierten Positionen (Z-Pos) sind einerseits, dass die „benötigten Leistungen nicht standardisierbar“ sind und anderseits, dass die „benötigten Leistungen zwar in der StLB enthalten sind, aber nicht dem aktuellen Stand der Technik entsprechen“. Verbesserungsbedarf besteht somit hinsichtlich einer permanenten Anpassung an den Stand der Technik - auch unter Berücksichtigung der fortschreitenden Digitalisierung.
Unter der Berücksichtigung von Bulding Information Modeling (BIM) wäre ein allgemeiner Elementkatalog als Missing-Link von der Planung zur Ausschreibung bzw. zum Leistungsverzeichnis sehr hilfreich. Die großen und teilweise unübersichtlichen Datenmengen werden als Herausforderung gesehen, eine Standardisierung hätte diesbezüglich aber einen positiven Effekt. Diesen allgemeinen Elementkatalog gibt es derzeit noch nicht, würde jedoch den Stellenwert der Standards zusätzlich erhöhen.
Die zukünftige Aufgabe wird es nun sein, Standardisierte Leistungsbeschreibungen in Teilen zu ergänzen und so zu ändern, dass sie auch in Kombination mit BIM verwendet werden können.
Analyse der Umfrage im Detail
61 Prozent der ABK Umfrage-Teilnehmer empfinden den Einsatz von StLB in der österreichischen Bauwirtschaft als „sehr notwendig“, 39 Prozent als „notwendig“. Die Anwendung erfolgt vorrangig im Hochbau (68 %), gefolgt von Haustechnik (29 %). 3 Prozent verwenden ausschließlich frei formulierte Positionen.